Sie befinden sich hier:

  1. Erfüllte Wünsche
  2. Erfüllte Wünsche
  3. Einmal noch an die Nordsee

 

>>Wunsch erfüllt: Einmal noch an die Nordsee<<

Rosi ist unheilbar krank und wird vom Hospizverein Stadt und Landkreis Schwandorf e.V. betreut. Immer und immer wieder erzählt sie ihren Hospizbegleiterinnen, dass sie unbedingt noch an die Nordsee möchte. Lange Zeit spart sie bereits darauf hin und hat sich sogar schon die Gummistiefel für die Wattwanderung gekauft. Doch sie merkt, dass sie es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen wird. Sie ist traurig und hadert mit ihrem Schicksal.

Da erinnert sich Monika Kagerer vom Hospizverein an unseren Flyer, den ihr Marko Pammer vom Stadtmarketing der Stadt Nabburg, selbst ehrenamtlicher Helfer beim Herzenswunsch Hospizverein des BRK Niederbayern/Oberpfalz, kürzlich mitgegeben hat. Sie nimmt Kontakt mit uns auf und erzählt uns von Rosis Traum. Schnell ist klar, dass wir diesen Wunsch erfüllen wollen. Doch der Zustand von Rosi verschlechtert sich drastisch, alle arbeiten mit Hochdruck. Bedingt durch den notwendig gewordenen Umzug in ein Pflegeheim, verschlimmert sich nun auch ihre psychische Verfassung. Als wir Rosi zum Kennenlernen zwei Tage nach dem Umzug im Heim besuchen, ist sie geistig abwesend und wirkt dement. Schnell ist klar, dass sie eine, ihr vertraute Person zur Nordsee begleiten muss.

Als wir ihr von unserem Vorhaben erzählen, taut sie auf. Sie erzählt uns, dass sie an der Nordsee Muscheln sammeln will und sich für ihr Zimmer ein kleines Schiff kaufen möchte. 

Die Zusammenarbeit mit dem Hospizverein ist hervorragend. Monika Kagerer kümmert sich um warme Kleidung für Rosi, druckt ihr Fotos von der Nordsee aus und sorgt dafür, dass Rosi wieder zu Kräften kommt. Uns allen ist klar, dass der Zeitpunkt unserer Reise für Rosi schon sehr spät ist.

Am Sonntag ging es los, bei eisiger Kälte starten wir von Waltersdorf aus nach Schwandorf. Wir werden bereits von Rosi erwartet und sehen auf den ersten Blick, dass sich ihr Zustand nochmal verschlechtert hat. Doch wir lassen uns nicht entmutigen, wir sind gut vorbereitet.

Bei guter Verkehrslage kommen wir schnell voran und erleben an unserem Zielort Cuxhaven die erste große Überraschung. Das Badhotel Sternhagen in Cuxhaven empfängt uns mit (alkoholfreiem) Sekt und liest uns jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie haben für Rosi und ihre Begleiterin eine liebevoll ausgestattete Suite mit Meerblick vorbereitet. Das Personal ist ausnahmslos hilfsbereit und herzlich, Rosi steht im Mittelpunkt und sie genießt es zunehmend.

Der Montag begrüßt uns mit Sonnenschein und blauem Himmel. Wir starten zur Kugelbake und wollen für Rosi die heißbegehrten Muscheln sammeln. Rosi ist glücklich, sie hält die Nase in die Sonne und genießt die salzige Seeluft. Tatsächlich haben wir den Eindruck, dass sie viel weniger hustet in diesen Tagen. Nach ihrem Mittagsschläfchen starten wir zum Jachthafen nach Cuxhaven. Leider ist inzwischen starker See-Nebel aufgezogen, doch davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Rosi will noch ihre Souvenirs besorgen und Schiffe gucken. 

Beim Abendessen vertraut uns Rosi an, dass sie unbedingt auf ein Schiff will, einfach nur mal rauf, nicht rausfahren, nur mal drauf sein. Was sich so einfach anhört, erscheint im Moment nicht erfüllbar, da in der Winterpause nicht täglich Schiffe verkehren. Doch auch hier sorgt unser Hotel für Abhilfe. Sie lassen nicht locker, telefonieren stundenlang und finden tatsächlich einen Kapitän, der uns auf sein Schiff lässt und Rosi alles zeigt.

Auch am Dienstag weckt uns die Sonne und wir fahren zum Wattbesucherzentrum. Jan-Heinrich hat uns eine geführte Wattwanderung mit einem Wattmobil für Rosi versprochen. Das Wetter könnte nicht besser sein, selbst Jan Richert ist erstaunt, „es weht kein Lüftchen, selbst im Sommer ist das sehr sehr selten!“ Jan Richert ist ein toller Führer, er nimmt sich Zeit für Rosi, erklärt ihr die Gezeiten und zeigt ihr immer wieder Muscheln und Vögel.

Rosi genießt es in vollen Zügen.

Am Mittwoch ging es wieder nach Hause. Und obwohl Rosi nicht wirklich gerne in das Pflegeheim zurückkehrt, ist sie doch froh, als sie wieder in ihrem Bett liegt. Wir dekorieren ihr Zimmer mit den mitgebrachten Souvenirs und nehmen sie ein letztes Mal in den Arm.

Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben. 

An dieser Stelle unser allerherzlichster Dank an die Mitarbeitenden des Badhotel Sternhagen für den wundervollen Aufenthalt , dem Kapitän der Helgoland und an Jan-Heinrich vom Wattenmeerbesucherzentrum Cuxhaven. Ihr wart einfach spitze! Vielen Dank auch an Letzter Wunsch e.V. für die finanzielle Unterstützung dieser Fahrt.

20230207_110825.jpg
20230206_120848.jpg
IMG-20230206-WA0040.jpg