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Wunsch erfüllt: "Einmal noch mit "Seppi" an den Gardasee

Der kleine Seppi aus Hailing ist sehr krank. Mit dem Herzenswunsch-Hospizmobil des BRK durfte der Siebenjährige jetzt mit seiner ganzen Familie nach Italien reisen.

 

Seppi

Hailing. „Scheeee“, sagt der kleine Seppi, als man ihn nach seinem Urlaub fragt. Mit dem Herzenswunsch-Hospizmobil des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) ist der Bub mit seinen Eltern, Geschwistern und der Oma vergangene Woche einige Tage nach Garda gefahren. „Es war gigantisch“, erzählt Mama Kathi. Seppi ist schwer krank. Im Oktober stellen die Ärzte einen Hirntumor fest – er ist inoperabel. Auch Chemo und Bestrahlungen helfen dem Siebenjährigen nicht. „Es wurde einfach zu lange übersehen“, sagt Mama Kathi Gruber. Damit Seppi nach Monaten im Krankenhaus palliativ nach Hause nach Hailing (Gemeinde Leiblfing) kann, sucht seine Mama Anfang dieses Jahres in den Sozialen Medien nach einem ambulanten Intensivpflegedienst für die Nacht. Ihr Post geht viral und hat schon nach kurzer Zeit Erfolg – der AIB Pflegedienst sagt zu. Und noch jemand meldet sich bei der Familie.
Ein Rettungswagen mit Lego-Bettwäsche.
Es ist Angela Fischer, die BRKHerzenswunsch-Organisatorin. „Es ist das erste Mal, dass wir direkt auf jemanden zugegangen sind“, sagt sie. Normalerweise werden Wünsche an das BRK herangetragen. „Aber wir dachten, die Familie hat im Moment bestimmt anderes im Kopf.“ Darum nimmt Angela Fischer die Dinge in die Hand. Nach Gesprächen mit Seppi und der Familie steht fest: Es geht an den Gardasee – es ist der erste gemeinsame Urlaub für die Grubers. Eigentlich, sagt die Organisatorin, übernimmt das Herzenswunsch-Hospizmobil nur die Kosten für den Patienten und eine Begleitperson. Aber für Seppi macht sie eine Ausnahme. „Seppi ist ein Kind, er kann noch nicht entscheiden, wen er mitnehmen soll und wer daheim bleibt.“ Und Seppi will alle dabeihaben: Mama Kathi, Papa Sepp, seine Oma und die Brüder Maxi und Done. Angela Fischer nimmt Kontakt zum italienischen Roten Kreuz auf, hier haben sich schon Freundschaften entwickelt. Die italienischen Kollegen regeln vieles, organisieren unter anderem – wieder durch örtliche Kontakte wie den Reiseveranstalter Europlan – vier große Appartements mit Pool und einem Pflegebett für Seppi. Am Ende fährt eine große Gruppe an den Gardasee, darunter die Familie sowie eine Nachtschwester des AIB, eine Kinderintensivschwester, zwei Sanitäter und Angela Fischer. Sie sind alle ehrenamtlich dabei. Ein Rettungswagen bringt Seppi nach Garda. Er ist vier Tage lang das „Seppi-Mobil“. Drinnen erwartet den Lego-Fan unter anderem Lego-Bettwäsche, organisiert von Angela Fischer. Die Augen des Buben leuchten. „Nix geht über Lego“, erzählt seine Mama. Die Tage am Gardasee richten sich immer nach Seppi. „Es gab ganz viele Pausen und wenn es zu viel wurde, haben wir aufgehört“, sagt Angela Fischer. „Und es ist immer nach dem gegangen, was Seppi will und was er schafft.“
Ein großes Fest direkt am See.
Die Gruppe macht einen Ausflug in den Safari-Park und besucht das Gardaland. Dort kauft sich der Siebenjährige mit Spendengeldern aus der Arbeit seines Papas im „Lego- Store“ ganz viel Neues zum Bauen. „Es war voll seins“, sagt Kathi Gruber. „Echt ein Highlight für ihn.“ Die Nachmittage verbringt die Gruppe gerne am Pool. Das Lied „Mahna Mahna“ entwickelt sich während der Reise irgendwann zu ihrem Lied, erzählt Angela Fischer und lacht. Sogar fremde Leute am Pool singen das Lied später. „Wir haben alle damit angesteckt.“ Ein Abend ist ganz besonders: Das Rote Kreuz in Bardolino organisiert eine Bootsfahrt für die Familie. Das Boot ist fast eine Art Rettungswagen auf dem Wasser, Seppi kann dort liegen. Es ist eine wundervolle Erinnerung für die Familie. Als das Boot anlegt, gibt es noch ein großes Fest direkt am See für den Siebenjährigen, initiiert vom Herzenswunsch- Team. Dort sind Tischsets mit einem Seppi-Foto, Legobrillen zum Zusammenbauen, das Team trägt Seppi- Shirts und es gibt noch eine große Torte mit Wunderkerzen, gesponsert vom Wirt der Pizzeria – der ist nämlich auch ein Rot-Kreuzler. „Wir haben dann alle zusammen gegessen, es war echt schee. Ich war platt“, sagt Kathi Gruber. So habe man sich auch noch bei allen Helfern bedanken können, erklärt Angela Fischer. Sie wollte mit der Reise ein bisschen Sonne in den Alltag der Familie bringen, betont die Organisatorin. „Das hat sie auch wirklich geschafft“, sagt Kathi Gruber. Es sei das ersten Mal seit der Diagnose im Oktober gewesen, dass sie all die Ängste etwas ausblenden hätte können. Seit Seppis Krankheit sehe sie plötzlich vieles anders, erklärt sie. „Wenn Seppi sich etwas wünscht, versuchen wir das alles zu machen. Wenn dann jetzt. Die Zeit kann dir keiner mehr geben.“ Bedrückend waren die Tage am Gardasee ganz und gar nicht, da sind sich die Frauen einig. Auch wenn viele Menschen das glauben, sagen sie. „Es war alles, aber nicht traurig“, findet Seppis Mama. Seppi spielt mit seinem Bruder im Zimmer, während Angela Fischer und Mama Kathi auf der Terrasse in Hailing von der Reise erzählen. „Lego kaffa“, das war am schönsten, sagt der Siebenjährige über seinen Urlaub. Und dann fragt er seine Mama: „Kann ich jetzt endlich wieder ein Lego zusammenbauen?“ ■ Das Herzenswunsch-Team ... ... freut sich über viele Wünsche. Infos gibt es unter www.herzenswunsch- hospizmobil.de/ und unter Telefon 09421/99521515. Das Projekt finanziert sich über Spenden.